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Nur ein kleiner Teil des Problems... (Plauderei)

tidi, Saturday, 15.01.2022, 10:28 (vor 855 Tagen) @ Horst

Tach Horst,

tja, ein Hammer Video.
Junge Leute fahren just4fun mit einem Tesla 3 und einem Renault Koleos mit 177 PS Diesel zum Nordcap, um mit der Dokumentation darüber auf Youtube ihren Lebensstil zu finanzieren. Den CO2 Abdruck möchte ich mal sehen. Immer das neueste, viel Reisen, alles Posten, wenig Sicht nach Innen.

Ich finde die Diskussion hier sehr interessant und möchte einen weiteren Aspekt hinzufügen:
So lange ich nicht das Geld habe, mir einen Neuwagen zu kaufen und trotzdem auf dem Land auf einen PKW angewiesen bin, ist die Diskussion müßig. Und finanzieren mag ich nicht.

Ich bin schon einen Zoe gefahren und der wäre der perfekte Wagen für meine Frau.

Das eigentliche Problem, was die Umwelt und die Zukunft unserer Kinder bzw. des Ökosystems Erde anbelangt, ist unser Ressourcenverbrauch.

Wir konsumieren nicht nachhaltig und damit meine ich nicht, dass man auf alles verzichten muss und als Asket in der Jurte hausen sollte.
Es gibt Grundbedürfnisse, dazu zählen aus meiner Sicht Ernährung, Kleidung, Bildung (!), ein Dach überm Kopf, Sozialkontakte in friedlichem und vertrauensvollem Miteinander, das Gefühl subjektiver Kontrolle über das eigene Leben (Entscheidungsfreiheit) und ein warmer Platz zum Schlafen (also Grundbedarf Energie, nur mal grob zusammengefasst).

Vieles von dem, was wir kaufen, ist nicht (mehr) reparabel, wird von irgendwoher über lange Wege zu uns gebraucht und nach viel zu kurzer Benutzung wieder entsorgt.

Wir haben zentralisiert und ausgelagert, soziale Verantwortung für unseren Ressourcenverbrauch ignoriert und diejenigen, die unter den Folgeln am meisten zu leiden haben, leben in Schwellenländern.

In meiner Kindheit war meine Mutter trotz Abitur und Studiums für uns da und mein Vater war berufstätig - das hat zum Leben mehr als gereicht. Heute gilt es als normal, dass Kinder in die Krippe gegeben werden und dann tagsüber versorgt sind, damit beide Elternteile arbeiten können. Dafür sind soziale Medien, Youtube und Instagramm omnipräsent.

Seit die BWLer Entscheidungsträger sind, wird optimiert, gleichzeitig werden Erziehungszeiten oder Ehrenamt nicht wertgeschätzt.

75% der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt, trotzdem wird größtenteils über die Pflegekosten bei Heimplätzen diskutiert. Und alles, was im Gesundheitswesen auf Rendite aus ist, hat dort aus meiner Sicht nichts verloren. In unserem Helios Kleinstadtkrankenhaus haben im letzten Jahr die Geburtenstation, die Kinderstation und die Gyn geschlossen, dafür kann man sich an der Wirbelsäule operieren lassen. Das Fallpauschalensystem sorgt dafür, dass Kliniken anbieten, was Profit bringt.

Die Produktivität ist in den letzten 100 Jahren so sehr gestiegen, dass es kein Problem sein sollte, einen Lebensstandard zu haben, der nicht über die eigenen Verhältnisse hinausgeht und mehr als unsere Grundbedürfnisse abdeckt.

Wir werden irgendwann gezwungen, vom Mantra des "Wohlstand durch Wachstum" abzukehren, weil wir damit nur unsere Kreditwürdigkeit erhalten, um weiterhin über unsere Verhältnisse zu leben.

Für mich ist der Schlüssel zu allem Bildung, Konsumverzicht und Einschränkung der Mobilität (keine Flugreisen).
Es ist ein Unding, Kinder, Bildung, Gesundheitswesen und Exekutive (Polizei) nach "wirtschaftlichen" Maßstäben zu bewerten. Was ist uns sozialer Friede wert? Wie viele Schulabbrecher können wir uns leisten? Ich bin sogar als Wehrdienstverweigerer für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht oder eines Ersatzdienstes, damit die Kinder merken, dass sie ein Teil und nicht der Nabel der Welt sind.

Den Fahrkomfort eines E-Autos finde ich grandios und ich hätte sogar dank Wohneigentum die Möglichkeit, auf meiner Scheune (großes Dach in Südlage), den Strom dafür zu produzieren. Wenn ich mir jedoch anschaue, wie viele Autos jeden Tag auf der A14 liegenbleiben oder verunfallen und dann mit der freiwilligen Feuerwehr im Ort rede, kommen mir Zweifel, ob wirklich alles zu Ende gedacht ist.

Als Kind bin ich mit der Alukanne zum Bauern und habe 4 Liter Rohmilch geholt.
2x die Woche kam der "Tuffiman" mit seinem fahrenden Gemischwarenladen, bei dem man auch bestellen konnte.
Doch wenn es den Tante Emma Laden noch gäbe, würden wir ihn nutzen?

Uns wird ständig die nächste Karotte vor die Nase gehalten, was uns zum "Glück" noch fehlt, doch meiner Meinung nach ist das, was das Leben wertvoll macht, nicht für Geld zu haben.

Die Mobilität wird sind ändern, aber das ist nur ein kleiner Teil der ganzen Geschichte. Ich werde meine Kangoos so lange wie möglich versuchen am Leben zu halten und vielleicht gibt es die Möglichkeit, zukünftig statt Flüssiggas mit Biogas zu heizen, das wäre hier auf dem Land auch eine Alternative.

Lieben Gruß

Tim


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